Die Platine ASUS Tinker Board ist eine Komponente, die vor allem auf den großen Kreis der an den Raspberry Pi gewöhnten Bastler zielt. Dass Bastler angesprochen werden sollen, ergibt sich schon aus dem Namen des Bauteils: Das Onlinewörterbuch Leo gibt für das Substantiv tinker die Übersetzung Bastler und für das Verb to tinker die Übertragungen basteln, flicken, herumpfuschen an.
Der ASUS Tinker Board ist ein Einplatinencomputer, in dem ein Universalprozessor mit geringem Energieverbrauch und eine Graphic Processing Unit (GPU, Grafikprozessor) verbaut sind. Außerdem sind Komponenten verbaut, die die Signale für die auf der Platine vorhandenen Adapter (HDMI, Ethernet) erzeugen.
Die Platine ist dem Raspberry Pi Model 2 nachempfunden. Alle Anschlüsse sind ebenso angeordnet wie beim Raspberry Pi. Die Platzierung des Prozessors auf der Platine weicht allerdings etwas ab. Für den Raspberry bestimmte Gehäuse, die eine Aussparung für einen auf den Prozessor aufgesetzten Kühlkörper vorsehen, sind deshalb für den ASUS Tinker Board nicht verwendbar.
Der Hersteller ASUS stellt für das Tinkerboard zwei Betriebssysteme bereit:
Darüber hinaus haben einige unabhängige Anbieter Betriebssysteme bereitgestellt, die meist auf Debian oder auf Ubuntu basieren.
Das Betriebssystem TinkerOS wird durch ASUS nur sehr nachlässig gewartet. So ist es dem Hersteller in der Zeit von Herbst 2017 bis zum Sommer 2020 nicht gelungen, Dialoge für die Systemkonfiguration bereitzustellen, die es erlauben, den Rechners für die Verwendung mit einer deutschen Tastatur zu konfigurieren. Für die Lösung dieser Aufgabe ist es immer noch erforderlich, zusätzliche Hilfsprogramme auszuführen oder Konfigurationsdateien manuell zu editieren.
Unter diesen Umständen erscheint die Evaluierung anderer Betriebssysteme sinnvoll. Nach Meinung des Autors wird Armbian besser gewartet als TinkerOS und ist deshalb für viele Aufgaben die bessere Wahl.
Die im Sommer 2020 bereitgestellte Version 2.1.11 bietet gegenüber früheren Versionen keine erkennbaren Verbesserungen. Die Konfiguration des Tastaturlayouts ist immer noch fehlerhaft.
Die ersten Versionen von TinkerOS wurden als sehr unfertig und nur beschränkt nutzbar kritisiert. Mit TinkerOS 2.0.3 steht nun eine gebrauchsfähige Version zur Verfügung, in der die Mängel früherer Versionen behoben sind.
Das Betiebssystem TinkerOS ist gegenwärtig (Herbst 2017) sehr kompakt (2,53 GB, TinkerOS 2.0.3), wesentlich kompakter als Raspbian, das mit vielen vorinstallierten Paketen bereitgestellt wird. Für spätere Versionen von TinkerOS darf eine Vergrößerung des Systems durch weitere vorinstallierte Pakete erwartet werden.
TinkerOS verwendet LXDE als grafische Benutzeroberfläche.
Die vom Hersteller behauptete Unterstützung des Videoformats 4K wird vielfach als ungenügend angesehen.
Die höhere Taktfrequenz und der größere Speicher des Tinker Board legen die Vermutung nahe, dass das Tinker Board die Leistungsfähigkeit des Raspberry Pi 3 deutlich übertrifft. Der Rechner Raspberry Pi 4 übertrifft das Tinkerboard nach Speicherausstattung und Leistung allerdings deutlich.
Programm | TinkerOS | Raspbian |
Mathematica | ||
OpenCL | ||
OpenGL ES 1.1 | ||
OpenGL ES 2.0 | ||
OpenGL ES 3.0 | ||
OpenVG |
Die Kooperation zwischen CPU und GPU ist im Tinker Board anders realisiert als beim Raspberry. Für den Programmierer ist die wesentlichste Änderung, dass EGL nun auch in der Lage ist, Konfigurationen herzustellen, die OpenGL ES das direkte Rendering in ein native Window ermöglichen. Der beim Raspberry erforderliche Umweg über einen PBuffer und ein Hilfsprogramm für die Bildaufrichtung in Gtk wird dadurch unnötig.
OpenGL ES 2.0 bietet eine vollständigere Implementierung der Shader Language GLSL ES als dies beim Raspberry der Fall ist. So sind die Befehle while und do-while, die in der Shader Language des Raspberry fehlen, für die GPU des Tinker Board implementiert.
OpenGL ES 2.0 ist auf dem Raspberry nicht sehr leistungsfähig; auf dem Tinker Board können Shaderprogramme übersetzt und ausgeführt werden, die für den Raspberry zu groß sind.
In Raspbian ist eine sehr effizient implementierte Java-Version von Oracle vorinstalliert. Für das Tinker Board muss JAVA JDK für ARM 32 von der Downloadseite von Oracle heruntergeladen und auf dem Rechner installiert werden. Als Alternative kann openjdk-8-jdk installiert werden mit
sudo apt-get install openjdk-8-jdk
Verwendung von Entwicklungsumgebungen: Seine höhere Taktfrequenz und sein größerer Speicher lassen das Tinker Board für die Programmentwicklung mit Entwicklungsumgebungen wie Mono Develop und Qt geeignet erscheinen.
Letzte Revision dieser Seite: 2020-08-12